Urteil: Theophil Meisterberg empfängt die Strafe
Als er dieses Urteil vernahm, wusste er bereits von seiner Schuld. Aber das Wissen um sie befreite ihn nicht von seiner Strafe. Denn nur die Strafe ruft einen Menschen zu Buße und Sühne. Jedoch vermag niemand zu sagen, welche Reue aus tiefster Seele entspringt. Oder welche Reue ein bloßes Lippenbekenntnis bleibt.
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Vor dem Urteilsspruch: Theophil Meisterberg unter Anklage
„Theophil Meisterberg, du hast dich in deinem hohen Amt als Geistlicher Leiter gegenüber deiner Aufgabe schuldig gemacht“, stellte Lisa Berg als oberste Richterin der Pirmasenser Kolonie fest. Im Folgenden begründete Richterin Lisa Berg das Urteil. Ehe sie nach dem Schuldspruch die gerechte Strafe verhängte, gewährte sie Theophil das letzte Wort. Doch hier zuerst die Anklage.
„Anstatt deine Hand schützend über die Kolonie zu halten, hast du Gottes Auserwählte provoziert, verspottet und zum übermäßigen Alkoholgenuss verleitet. Überdies hast du an Weihnachten die Frauen gegen die Hinrichtung von Restpostenhändler Johann Plattermann und dessen Familie aufgewiegelt. Somit überlebte ein gefährlicher Feind der Kolonie, des Reiches Gottes und der Menschlichkeit. Das war ein schwerer Vestoß gegen Gottes Ordnung. Die verlangt von dir, Schaden von der Kolonie abzuhalten“
VfEG-Vorsitzende Lisa Berg
Besserwisserei, Arroganz, Narzissmus
Zudem zitierte Lisa Berg die Aufzeichnung von Gottes Stimme auf dem Tonbandgerät. Gott gebietet den bewaffneten Kampf gegen Kapitalisten wie Plattermann. Ausbeuter und Sklavenhalter der schlimmsten Art sollen erkannt, markiert und vertrieben werden. Außer wenn sie tätige Reue zeigen. Deswegen soll die Pirmasenser Kolonie den Rendite-Jägern das sein, was die sieben Plagen einst für die Ägypter waren und das Feuer für Sodom und Gomorrah. Sodann fuhr Lisa Berg mit der Urteilsbegründung fort.
„Theophil! Deine ständige Besserwisserei, deine geistige Arroganz und dein hemmungsloser Narzissmus. Deine miesen Charakterzüge haben Hunde-Tommy in die Flucht getrieben. Indem du behauptest, er hätte Schuld auf sich geladen, als er dem Skalpell gehorchte und dieser Patientin die Augen ausschabte, fällst du ein Urteil, das dir nicht zusteht. Schließlich hörte Hunde-Tommy eine Stimme, die ihm befahl, was er tat. Aus diesem Grund musste er es tun.
Die Frau war bereits blind vor Ehrgeiz. Davon getrieben fütterte sie ihre Kinder mit Methylphenidat. Diese böse Mutter brachte geistig halbierte Menschen hervor, die für das Reich Gottes untauglich sind. Also wird ihnen der Gnadenstand verweigert. Hunde-Tommy versetzte diese Frau in genau jenen körperlichen Zustand, der ihren Sünden entspricht. Ihr Schicksal war insofern Gottes gerechtes Urteil. Hunde-Tommy wa lediglich dessen Vollstrecker.“
VfEG-Vorsitzende Lisa Berg
Urteil im Urteil: Gott zürnt Ritalin-Müttern
Nachdem oberste Richterin Lisa Berg mit ihrer Rede endete, ging ein Raunen durch den Saal. Viele der zum Prozess gegen Theophil zugelassenen Frauen kannten solche Ritalin-Mütter aus der Zeit vor Eintritt in die Kolonie. Selbstverständlich wussten sie längst, warum das Kartell aus Ärzteschaft und Pharmaindustrie die höchst seltene Zappel-Störung aus Profitgründen zur Epidemie aufbauschte.
Ebenso wussten die Kolonie-Frauen, wie Methylphenidat die Kinder zeitlebens der Möglichkeit eines moralischen Urteils beraubt. Aber dass Methylphenidat wegen der Manipulation am Gehirn den Zugang zu Gott versperrt, war ihnen neu. Umso mehr noch bestürzte sie die Erkenntnis, wie das Dopingmittel Methylphenidat den Zorn Gottes weckte. Richterin Lisa Berg gebot Ruhe im Saal.
Das Urteil: Vier Wochen Verbannung, Verlust des Amtes
„Theophil Meisterberg! Ich verurteilte dich zu vier Wochen Verbannung auf der Sonnenmauer. Bei Wasser und Brot. Des weiteren übernimmt Lukas, der Prophet die Leitung der Geistlichen Hütte. Wenn die vier Wochen vorüber sind, nimmst du deinen Dienst als einfacher Pfarrer wieder auf. Deine Bewährung und das Gottbier-Verbot dauern zwei Jahre. Eine Begnadigung behalte ich mir vor. Nimmst du das Urteil an?“
Theophil kniete nackt im rot auf den Boden gezeichneten Kreis der Anklage in der Mitte des großen Saales im Haupthaus. Er zeigte bei der Verkündung des Urteils keine Regung. Dann sagte er ohne aufzusehen laut und deutlich: „Ja, ich nehme das Urteil an!“
Gott denkt nicht demokratisch
Die Frauen applaudierten. Daraufhin schloss Richterin und Vorsitzende Lisa Berg die Sitzung. Sie verließ wortlos in Begleitung ihrer Beisitzerinnen den Saal. Sodann kamen zwei maskierte Dienerinnen herbei und führten Theophil zum Ort der Verbannung.
Als Pressesprecher der Pirmasenser Kolonie und des Vereins für Europäische Gemütlichkeit (VfEG) durfte ich als einziger Mann die Verhandlung und die Verkündung des Urteils verfolgen. Wiewohl, die Ordnung der Pirmasenser Kolonie spiegelt zweifellos den Willen Gottes. Dennoch muss ich etwas anmerken. Eine Demokratin ist sie gewiss nicht, unsere Gott.
Bericht: Fetthans
Bild: Fetthans