Wer weiß, wie tief das Wasser ist?
Wer weiß schon so genau, wie tief das Wasser ist? Wer kann sagen, was unter der Oberfläche ist? Sooft ich auch hinsehe, ich komme nicht darunter. Die Oberfläche spiegelt das Licht von allem, was darüber ist. Diese Welten sind klar geschieden. Doch was ist darunter? Was mag dort sein? Ja. Weil es trübe und undurchsichtig ist, weckt das Wasser den Forscherdrang.
Bevor der Scharfschütze und seine Kämpferinnen den fliehenden Kindermörder Lars finden können, müssen sie zuerst hinabsteigen in die finsteren Abgründe seiner Seele. Um zu verstehen, das Verborgene auszuleuchten und an die Oberfläche zu bringen. Deswegen lassen sie sich mit dem finsteren Strom der Gedenken und Gefühle dieses Menschen ein. Wie lebt und denkt ein Mensch wenn er glaubt, unumschränkte Macht über Leben und Tod zu haben?
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Die böse Tat weckt schlimme Gefühle
Somit droht den Kämpferinnen der Sog des hinter der glitzernden Fassade versteckten Bösen. Denn der Mord an der kleinen Marie reißt die Pirmasenser Kolonie mit in den gewaltigen Strom des Zorns, der Wut und sogar des Hasses. Weil es diesem zu widerstehen gilt, wollen wir standhaft bleiben im Glauben an das Gute. Zuallererst gilt der verwaisten Mutter des getöteten Mädchens unsere Fürsorge und aller Trost. Zugleich suchen unsere Leute draußen nach Lars, dem Kindermörder vom Eisweiher.
Als ich Thea an diesem Frühlingsabend die Todesnachricht überbrachte, bereitete sie in ihrer Hütte gerade das Abendessen für Marie. Danach ließ Thea die Töpfe auf dem heißen Herd zurück. Thea rannte und rannte. Solange, bis sie oben auf der Streuobstwiese vor der Geistlichen Hütte zusammenbrach und schreiend ins hohe Gras stürzte.
Der Ruf nach Rache
Darum, im blanken Angesicht von Theas Leid und der Grausamkeit des Kindermordes, schallten fürchterliche Rufe aus den Hütten der Pirmasenser Kolonie. Es war zu hören: „Erschießt das Schwein!“ „Werft ihn ins Säurebad!“ „Hängt ihn auf dem Exerzierplatz auf!“ „Ertränkt den Teufel im Wasser!“
Aber nein. Auch wenn Wut und Raserei ohne jeden Zweifel angesichts der Tat durchaus angemessene Gefühle sind, wollen wir in Bedacht und der möglichen Ruhe die Suche nach Lars, dem Kindermörder in Pirmasens vollziehen. Wie sonst könnten wir verhindern, dass der gekränkte Ehemann sein Werk vollendet und auch noch Thea tötet?
Das tiefe Wasser des Mörders erkunden
Obwohl wir Theophil Meisterberg jetzt als Pfarrer und Menschenkenner dringender brauchen als jemals zuvor, will unsere Vorsitzende Lisa Berg Theophil nicht vorzeitig aus der Verbannung entlassen. Somit zwingt uns Lisa Berg einmal mehr, selbst zu entscheiden, was zu tun ist.
Was ist also unser Plan? Demnach werden wir Lars, den Kindermörder möglichst bald ergreifen. Dann wird das Gericht der Pirmasenser Kolonie ins tiefe Wasser dieser unseligen Familie eintauchen. Zuletzt wollen wir ergründen, welche Geheimnisse das schmucke Eigenheim am Berg Horeb womöglich noch hinter seinen Mauern verbirgt.
Danach, so ist es nun festgelegt, werden wir Lars, den Kindermörder zwar verurteilen. Aber wir werden ihn nicht töten. Weil Rache nicht das Prinzip unseres Handelns sein soll, wollen wir Lars nach dem Urteil nackt an die Pforten der staatlichen Justiz ketten. Sollen die Beamten sehen, welches die angemessene Strafe ist. Dann sollen sie vollstrecken.
Doch zuvor ist es unsere Pflicht, den Mörder in seinen Verstecken aufzuspüren. Es könnte ein schwieriges Unternehmen werden. Denn wie ich soeben erfahren habe, soll er einen weiten Freundeskreis mit teils hochgestellten Personen pflegen. Also wäre der Flüchtige nicht auf sich alleine gestellt. Er könnte vielmehr auf die Unterstützung anderer hoffen. Denkbar wäre im schlimmsten Fall, er würde den Weg in den Untergrund antreten.
Ein weiterer Hinweis besagt, das Lars eine rechtsextremistischen Gruppe angehören soll. Das wiederum könnte bedeuten, dass der Kindermörder von Pirmasens ungehinderten Zugang zu den Waffenarsenalen des militanten Flügels Vogelschiss-Partei haben könnte.
Bericht: Fetthans Pirmasens
Digitales Bild: Fetthans Pirmasens