Der Käse, der mich rasend macht
Kaum war dieser Käse ausgepackt, kochte bei mir die Wut. Ich werde noch irre an diesem Milchprodukt – wenn ich das nicht schon längst geworden bin, so dachte ich. Bärlauchkäse, das war mein Appetit. Bereits am Mittag konnte ich ihn riechen. Den feinen Duft des Krauts schon in der Nase, trat ich in den Laden ein. Ja, geschnitten sollte er sein und gleich ein ganzes Pfund davon.
Das Brot war schon gekauft. Frisch vom Bäcker. So wie ich das Brot zum Käse gerne habe. In schmalen Scheiben hat es auf mich gewartet und es wartete natürlich auch auf den Bärlauchkäse. So sollte es ein kleiner Festschmaus mit den beiden werden.
Springe zu einem Abschnitt:
Zuhause benimmt sich der Käse plötzlich anders
Doch als ich nach Hause kam, war plötzlich alles anders. Der Appetit war bald verflogen und es blieb nur der Verdruss. Eben noch habe ich ihn heiß begehrt und voller Freude aus dem Papier gewickelt. Doch von einem Augenblick zum nächsten war das alles weg. Ich mochte ihn nicht mehr haben, diesen Käse. Sollte es vielleicht doch der andere sein?
Da lagen noch der Camembert, der Gauda und der Tomme de Bitche im Kühlschrank. Sollte es überhaupt noch Käse sein? Oder doch lieber die Wurst? Ratlos saß ich auf meinem Stuhl. Ich sah das Brot. Das lag sicher auf dem Teller. So wie die zwei Äpfel dahinter. Nur, was sollte auf das Brot noch obendrauf? Dieser Bärlauchkäse nicht. Wie der da schon da lag. Er präsentierte sich nicht besonders vorteilhaft. Gerade so, als sei er angefault zwischen seinen Plastikfolien. Auch die Rinde hing in Fetzen. Welch eine Unordnung! Nein, der kann es nicht sein.
Das gefärbte Gelb und diese schwarzen Stücke. Die sahen aus wie Schimmel. Nein, der sollte nicht auf meinem Brot. Aber die Auswahl war einfach zu groß. Die Entscheidung wurde schwer und schwerer.
Dieser Käse ist die Wahl der Qual
Lange überlegte ich hin und her, was denn jetzt wohl noch zu essen sei. Doch je länger ich all das bedachte, um so mehr wurde mir alles fad. Die Äpfel mochte ich nicht mehr haben. Selbst wenn sie noch so glänzten und sich reiflich Mühe gaben, mich davon zu überzeugen, dass ich wenigstens einen von ihnen bald essen mochte. Ganz gefangen in meiner Not und packte schließlich alles wieder weg. Sogar das frische Brot zog wieder in sein Fach im Küchenschrank.
Da fiel eine Plastikfolie zu Boden. Die sollte die Scheiben trennen, damit sie nicht verkleben. Ins Dunkle unterm großen Tisch war sie ganz frei und leicht gesegelt. Somit entschwunden meinem Blick. Das fettig-schlierige Kunstprodukt vereinte sich mit meinen Dielen. Die Tarnung war perfekt. Mein Ärger wuchs sich aus zu Wut.
Eine dünne Folie in der Finsternis
Wie von Sinnen räumte ich noch Tisch und Stuhl beiseite. Weg damit! Ich musste jetzt wieder finden, was mir zuvor entflohen ist. Auf allen Vieren bin ich hinunter gekrochen. Mir das Kreuz verbiegend. Nur des blöden Käses wegen. Da hinten in der Ecke lag das Ding. Völlig festgesaugt und angeklebt war das Plastik. Es wollte nicht in meine Hände zurück. Als hätte es geahnt, was danach sein Schicksal würde. In dem Eimer wird es landen. So ist es dann geschehen.
Aber was ich zu Abend essen wollte, war noch immer nicht entschieden. So kam es, dass ich hungrig zu Bett gegangen bin. Und wütend wegen des leeren Bauchs blieb ich obendrein. Und noch immer weiß ich nicht, woher die Rage wirklich kam. Geschlafen habe ich jedenfalls kaum in dieser Nacht. Der Bärlauchkäse lag noch immer an seinem Platz. Gänzlich unberührt war das frische Milchprodukt. Nur eben einer seiner trennenden Folien beraubt.