Journalisten sind wie Wackeldackel
Ich werfe dem Journalisten Claude Otisse vor, einseitig über die afrikanische Domina zu berichten. Otisse hat ungeprüft den Vorwurf der Gotteslästerung und des Größenwahns übernommen, als er das Interview mit der Psychiaterin Dr. Grüneisen führte. Wegen dieses starren Blickwinkels heiße diesen Journalisten einen Wackeldackel.
Um mir ein eigenes Bild vom Geschehen zu machen, reiste ich nach Bad Liebenzell. Dort traf ich Gott persönlich. Was ich am Ort des Geschehens in Erfahrung bringen konnte, sei hier in einem offenen Brief an den Journalisten zusammengefasst.
Springe zu einem Abschnitt:
Offener Brief an den Journalisten Claude Otisse
Lieber Claude Otisse,
Journalisten wie Du sind wie Wackeldackel von der Hutablage. Du starrst rückwärts. Du nickst beharrlich mit dem Kopf als hättest Du verstanden. Doch Deine Wahrnehmung ist flüchtig und ungenau. Umso schneller die Fahrt, desto verzerrter die Sicht. Du siehst nur die blinde Rückseite der Wegweiser. Dennoch bist Du sicher, das Ziel der Reise genau zu kennen. Du stanzt im rasenden Eifer aus Bildern und Worten den Bericht.
Journalisten wollen ein Leckerli
Stellt jemand ein Schild mit Schrift nach hinten auf, weil die Wackeldackel die Nachricht lesen sollen, bellen die Journalisten seine Worte nach. Journalisten glauben dann, sie hätten eine Wahrheit recherchiert. Dafür werden Journalisten wie Du mit einem Leckerli belohnt. Meinen Beitrag über den toten Gott der Evangelikalen und die Polizeimeldung über die afrikanische Domina hast Du gelesen.
Das Interview mit der Psychiaterin ist der Beweis: Du warst zufrieden mit diesen Informationen. Mehr gefragt hast Du nicht.
Du hattest schon viele Meldungen wie diese auf dem Schirm, die scheinbar verrückten Menschen handelten. Die hielten sich für Gott, Jesus Christus und Michael Jackson. Allesamt wurden sie in Gewahrsam genommen. Dann begutachtet von Leuten wie Frau Dr. Grüneisen. Schließlich in die Psychiatrie gesperrt und mit Haloperidol ins Nichts gespritzt.
Sex verkauft sich immer gut
Dass Menschen an der Gesellschaft irre werden, ist für Journalisten eine Randnotiz. Wenn Du überhaupt nach ihnen fragst. Jedoch war an der Nachricht über die Afrikanerin war allerdings etwas besonderes Das hat Dich zu dem Interview bewegt. Eine Geschichte über Sex, Religion und Wahnsinn lässt sich gut und teuer verkaufen. Das Leckerli für Journalisten.
Das Ziel des Wackeldackel-Gebells ist es, dass alles bleibt wie es war. Jedes Denken, das über den harten Rand Deiner Fahrbahn hinausgehen könnte, verdächtigst Du des kranken Wahns. Weil Du die Straße nur von der Hutablage siehst. Wer wissen will, wohin die Reise führt und was jenseits der Straße geschieht, steigt erst von der Hutablage und dann aus dem Auto. Der Ausstieg aus dem gewohnten Denken macht überhaupt Erkenntnis erst möglich. Jedoch ist die für Wackeldackel und Journalisten eine Expedition in unbekanntes Land.
Nach der Lektüre Deines Interviews habe ich unternommen, was eigentlich Aufgabe des Journalisten gewesen wäre. Also fuhr ich nach Bad Liebenzell, um Gott persönlich zu treffen. Diese Begegnung widerlegte die Behauptungen Deines Interviews. Nein, Gott ist weder realitätsfremd, noch dem Größenwahn verfallen. Gott sagt nicht, sie sei Gott, sie ist Gott. Thea Gott. Sie weiß sich als Transsexuelle von der Welt geliebt. In einem Gespräch mit dem Pastor der freikirchlichen Gemeinde betonte Gott, das sie als höhere Macht schließlich beide Geschlechter in sich vereinigt und über der Trennung von Mann und Frau steht. Also ist sie Gott.
Offener Brief von Pfarrer Theophil Meisterberg an den Journalisten Claude Otisse
Ein frommer Pastor legt Zeugnis ab
Der Bad Liebenzeller Pastor Robert Gronacher bestätigte mir den Streit. Ebenso sowie seine Interpretation dieses Satzes und die Strafanzeige wegen Blasphemie. Der christliche Fundamentalist bestritt jedoch vehement, Thea Gott eine Prostituierte genannt zu haben.
Pastor Gronacher kündigte eine für evangelikale Verhältnisse geradezu revolutionäre Veränderung in seiner Gemeinde an: „Unser Ältestenrat (so heißt das Leitungsgremium) berät darüber, ob ab dem kommenden Jahr auch Frauen an der Gemeindeleitung teilnehmen dürfen.“
Ehefrauen als billige Huren
Zuhause müssen die Ehefrauen den frommen Männern weiter dienen. Sowohl als Hausfrauen, Erzieherinnen und Sexarbeiterinnen. So laute Gottes biblisch begründeter Wille, meinte Gronacher. Davon dürfe Gott nicht einfach abweichen, da dies die Gefühle der Gläubigen verletze.
Die Psychiaterin Dr. Grüneisen ist der Macht ihrer starken Erwartung zum Opfer gefallen, eine Größenwahnsinnige vor sich zu haben und dem Gleichklang des Namens Gott und des religiösen Begriffes Gott. So kam Grüneisen – ähnlich wie der Pastor, jedoch aus anderen Gründen – zu einer falschen Diagnose.
Worüber Journalisten gerne berichten
Eine Prostituierte ist Thea Gott nicht. Solches unbesehen zu vermuten mag an den Ufern von Nagold und Enz durchaus naheliegend sein. Denn in dieser Provinz ist eine ungewöhnlich hohe Zahl an Sexarbeiterinnen anzutreffen. Das ist den Behörden zwar ein Ärgernis. Doch hat man im Rathaus beschlossen, nichts dagegen zu unternehmen, um das Image des biederen Badeortes nicht zu gefährden. Darüber würden Journalisten nämlich gerne berichten.
So ist das diskret in Privatwohnungen ablaufende, in den Cafés und Kneipen angebahnte Geschäft mit käuflichem Sex zwar verboten. Aber sie nehmen es zähneknirschend hin.
Das von Gott gegründete Institut für weibliche Dominanz versteht sich als geistlich-theologisches Zentrum. „Der Glaube an Jesus Christus lehrt uns das Doppelgebot der Liebe, die Vergebung und die Feindesliebe“, erklärte Gott. Das von Männern einst aufgrund ihrer körperlichen Stärke installierte Patriarchat sei an sich selbst gescheitert. Dieses werde nun vom liebevollen Matriarchat abgelöst. „Wenn es eine göttliche Ordnung als Orientierung für die Menschen gibt, dann ist es diese. Ein neuer Bund.“, sagte Gott.
Eine Sonnenflut, hell und warm. Das haben Gott und ihre zwölf Mitarbeiterinnen geschaffen. Die Gläubigen lieben es, Gott zu besuchen, genießen ihr zugeneigtes Hören und Sehen, die Menschen spüren die einfühlsame Kraft und die freundliche Intelligenz ihres Wesens. Viele kommen mit ihren Ängsten, Hoffnungen und Fragen zu Gott. Sie sehnen sich nach Geborgenheit und Liebe, die keine Bedingungen kennt.
Gott ist das erotische Symbol einer Freiheit, die Menschen mit ihren Träumen, ihrem Wissen und ihrem Glauben versöhnt. Die Sehnsucht nach Freiheit und innerer Versöhnung wächst mit dem allgegenwärtigen Unbehagen, das sich in den Familien, den Schulen, den Universitäten, den Künsten, den Betrieben und den politischen Institutionen ausbreitet.
Die erotische Seite Gottes
So kommen sie aus allen Richtungen herbei. Sie lachen heiter und teilen ihre Freude. Der Erfolg Gottes weckt den Neid der Kirchen und der evangelikalen Gemeinden, deren Mitglieder aus den Karteien und Kirchensälen verschwinden. Betty Siedemayer, Studentin aus Karlsruhe: „Die Kirche ist ein menschenleeres Museum, die Frommen erklären mir, was ich in meinem Leben alles ändern muss, bevor ich von Jesus geliebt werde. Hier, bei Gott nimmt man mich wie ich bin. Niemand macht mir Vorschriften.“
Flucht aus der Psychiatrie
Ach ja, bevor ich es vergesse. Eine Assistenzärztin hat Dr. Grüneisen die K.O.-Tropfen ins Wasserglas getan, die Videoanlage verstellt und Gott aus der Psychiatrie gebracht. Die junge Ärztin hatte ihren Job bereits gekündigt. Wie so viele, die nach der Erfahrung von Gottes Liebe das Unbehagen darüber nicht mehr ertragen wollen, dass sie ihren Wohlstand aus Unterdrückung und Ausbeutung beziehen.
Ja, Otisse, noch bist Du ein Wackeldackel. Aber Deine bequeme Hutablage wird es bald nicht mehr geben, auch das Auto verschwindet. Du wirst Dich hinaus begeben müssen. Da Du ein Träumer und ein Liebender bist, bestehst Du die Herausforderung der Welt.
Was ich gefunden habe? Tagebücher. Prall gefüllt mit Deinen Träumen. Sie lagen unter der Matratze versteckt. Die größte Deiner Aufgaben ist es jedoch, Deine Angst vor dem Leben zu überwinden. Sei zuversichtlich! Der gute Kontakt zu Deinen Träumen zählt. Sie werden Dir den Weg zeigen.
Pfarrer Theophil Meisterberg