Pirmasens: Neues vom Totschläger Dominik
Es war der stadtbekannte Totschläger Dominik. Er muss es einfach gewesen sein. Denn wer sonst begeht in Pirmasens solche Taten? Außerdem habe ich Dominik davonlaufen sehen.
Eigentlich hatte ich gar nicht die Absicht, über dieses Vorkommnis vom Freitagabend zu berichten. Weil es mir zunächst zu belanglos erschien, um im Zusammenhang mit der Pirmasenser Kolonie überhaupt erwähnt zu werden. Schließlich waren es nur ein kleiner Überfall und ein kaputter Karton mit Programmheften der Volkshochschule.
Die Pappkiste war aufgeplatzt, die schmalen Heftchen lagen am Beton-Mäuerchen vor der mächtigen, ehemaligen Rheinberger-Schuhfabrik am Boden. Die Hefte waren eben frisch aus der Druckerei gekommen. Die wohl beliebteste Bildungseinrichtung der Stadt braucht solche kleine Schriften, um die Leute über die Kurse des bevorstehenden Wintersemesters zu informieren. Ein weiterer Straßenraub, ein neues Semester in der Volkshochschule? An und für sich sind das ganz gewöhnliche Abläufe, wie sie überall und zu jederzeit anzutreffen sind.
Springe zu einem Abschnitt:
Eine junge Muslima will Kolonistin werden
Zufällig war ich in der Nähe des Geschehens, da ich eine junge Muslima treffen wollte, welche die Kolonie um ein Bewerberinnen-Gespräch bei Ester Berlin gebeten hatte. Die junge Frau beabsichtigte offenbar, mit den Kindern ihren Ehemann zu verlassen und Kolonistin zu werden. Ich traf die verschleierte Frau auf der Rheinberger-Passage. Es war heiß an diesem Abend, die Tageshitze wollte einfach nicht weichen. Wegen der Hitze, und weil sie sich bis zur Aufnahme in die Kolonie vor dem eifersüchtigen Ehemann verstecken musste, sollte die Muslima möglichst kurz in der Gegenwart eines Fremden verweilen. Wir setzten uns für wenige Minuten auf eine Bank.
Panisches Geschrei von Gegenüber
,Just als sich die junge Muslima verabschiedete und sich in Erwartung ihres Ehemannes auf den Heimweg machte, vernahm ich vom gegenüber liegenden Rheinberger-Gebäude herüber schallendes kurzes, aber lautes Geschrei. Eine spitz-panische, soprane Frauenstimme, die andere Stimme war der Bariton eines vermutlich jüngeren Mannes.
Totschläger Dominik zerreißt ein Paket
Nachdem ich mich umwendete und hinüber sah, erblickte ich den jungen Mann. Ebenso wütend wie seine Stimme eben noch geklungen hatte, riss er jetzt fluchend einen graubraunen Karton auseinander. Zumindest versuchte er das mit allen Kräften. Denn er wollte offensichtlich schnellstens an den Inhalt der Schachtel gelangen. Aber Pappe und Packband widerstanden trotzig seinen Händen. Die zähe Verpackung steigert die Wut des jungen Mannes. Schließlich hob er den Karton über den Kopf und schleuderte ihn krachend gegen die Kante der Betonmauer vor der alten Schuhfabrik.
Dann überquerte ich die Schachenstraße und näherte ich mich dem wütenden Mann. Sofort rannte er davon. Zwar zog ich sofort die Kamera aus der Tasche, um das Geschehen zu dokumentieren. Jedoch zeigt das Foto leider nur ein Bein des Flüchtigen. Auf dem Trottoir verstreut und auf dem Gesims der Betonmauer lagen nun die bunten Broschüren. Aber auch wenn das Beweisfoto misslungen ist, bin ich mir sicher, den Täter erkannt zu haben. Totschläger Dominik muss den Karton soeben in der Hoffnung auf wertvolle Beute geraubt haben. Oder einfach nur deshalb, weil ihm danach war.
Der Schläger prügelte bereits eine junge Frau ins Koma
„Wie kannst du so sicher sein, dass Dominik der Räuber war? Du hast ihn nur von hinten gesehen. Das Foto zeigt lediglich ein Bein.“ Lukas, der Prophet zweifelte an meiner Annahme. Aber ich bin mir sicher: „Die Größe, die Stimme, die Körperhaltung und der Gang. Es war sicher ein und derselbe Dominik, der im März die junge Leonie mit seiner Faust ohne jeden Grund erschlagen hat.“
Was geht in Dominiks Kopf vor?
Jedenfalls ist dieser Totschläger Dominik noch immer Pirmasens unterwegs. Dort begeht er seine Verbrechen. Warum dies so ist? Was treibt Dominik zu den bösen Taten? Warum erwischen sie ihn nicht? Das vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht führt er ein Doppelleben. Einerseits gibt er den braven, angepassten jungen Mann, der er seiner Kleidung nach zu sein scheint. Andererseits bricht Dominik gelegentlich aus. Dann lässt er der ihm inne wohnenden Gewalt und Aggression den freien Lauf. Ist das so, dann niemand vorhersehen, wann und wo er wieder zuschlägt.
Bericht: Fetthans
Digitales Bild: Fetthans